Bei einer Aufführung in den Wiener Kammerspielen sei einmal ein Ehepaar etwas zu spät gekommen. Darauf hin unterbrach Waldbrunn kurz das Spiel, als Böhm zum nächsten Dialog ansetzen wollte, fragte die beiden Neuankömmlinge, ob sie ihren Platz gefunden hätten und ob alles in Ordnung sei und meinte dann in etwa: "Sie haben nicht viel versäumt. Wir sind zwei Büroangestellte. Er ist der jüngere und ein bißchen blöder als ich. Und ich bin sein etwas höherer Vorgesetzter. Mehr haben sie nicht versäumt!"
Schon nach dieser ersten Umschreibung war mir (obgleich ich das Stück nie gesehen hatte) klar, dass es sich um Frühstück im Büro aus dem Jahre 1970 handeln musste. Und damit lag ich offenbar richtig, denn kurz darauf wurde ein (allerdings anderer) Ausschnitt aus ebendiesem Stück gezeigt. Dieser Ausschnitt wimmelte nur so vor köstlichen Pointen und humoristischen Anspielungen auf die damalige österreichische Theaterlandschaft (wobei man sicherlich kein Experte auf diesem Gebiet sein muss, um sich über diese Pointen zu amüsieren!).
Geade Waldbrunn setzte diese Pointen mal wieder auf seine ganz unnachahmliche Art, so z.B., als er (also der Ältere) erzählte, auch er hätte früher mal seine Träume gehabt und wollte unbedingt zum Theater. Nach der verdutzten Reaktion des Jüngeren (also Alfred Böhm) meinte er dann zögerlicher:
"Hab auch schon wo gespielt.... Hab'... debütiert.... in der... Burg!
Der Jüngere (begeistert): "Na, iss ja herrlich!"
Der Ältere (resigniert): "Burggasse 17..."
Oder als der Ältere dann erzählte, er hätte auch mal in Raimunds Stück "Der Verschwender" den Valentin gespielt und sich so sehr auf das Hobellied gefreut. Aber da sei er stecken geblieben, weil ihm ein einziges Wort nicht eingefallen sei.
Der Jüngere: "Welches"?
Der Ältere: "Hobel!"
Alleine dieser Ausschnitt (der im Übrigen noch weiterging) hat mich definitiv noch neugieriger auf dieses Stück gemacht, als ich ohnehin schon war
. Auch, wenn ich bislang keine konkrete Inhaltsangabe dieses Stücks kenne.Die oben geschilderte Begebenheit, dass Theaterbesucher zu spät kommen und der Protagonist das Stück dann unterbricht, um diese Neuankömmlinge auf den aktuellen Stand zu bringen, kennen wir Anhänger der PIDAX-Theater-Klassiker natürlich aus Der Mann, der sich nicht traut - eben weil man diese (möglicherweise auch nicht ganz zufällige?!) Begebenheit in der TV-Aufzeichnung der Komödie am Kurfürstendamm bestaunen konnte.
Weiß jemand, ob dies auch in der TV-Aufzeichnung von Frühstück im Büro (1970 / also einige Jahre früher) der Fall war oder fand die Begebenheit dort tatsächlich nur auf der Bühne (also abseits der Kameras) statt?
Als bemerkenswerte Fußnote sei in diesem Zusammenhang erwähnt, dass "Der Mann, der sich nicht traut" im Jahre 1976 gleich in zwei verschiedenen Versionen für's Fernsehen aufgezeichnet wurde (beide Male mit Georg Thomalla in der Hauptrolle, aber abweichender Besetzung in den übrigen Rollen): Zum einen in der von PIDAX veröffentlichten Version der Komödie am Kurfürstendamm, zum anderen - und das ist sicherlich eine interessante Querverbindung - eben in einer Version der Wiener Kammerspiele (wobei ich nicht weiß, ob die "Neuankömmlings-Szene" auch in der Kammerspiel-Version enthalten ist...)
Vor einigen Jahren wurden ja durchaus einige Aufführungen der Wiener Kammerspiele veröffentlicht. Allerdings fallen mir, wie an anderer Stelle auch erwähnt, sicherlich um die 15 bis 20 Kammerspiel-Aufführungen ein, die ich mir ebenfalls als DVD-VÖ gewünscht hätte (bzw. nach wie vor wünschen würde). Gerade Frühstück im büro stünde in meiner Wunschliste hier sicherlich sehr weit vorne...
Sollte PIDAX hier eine Möglichkeit sehen, in die Bresche zu springen, wäre das natürlich eine prima Sache!
