Der Bockerer von 1963

Hier geht es um rare Einzelstücke oder auch Mehrteiler der Fernsehproduktion!
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PrinzvonNorwegen
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Der Bockerer von 1963

Beitrag von PrinzvonNorwegen » 10.11.2016, 15:29

Bei "Der Bockerer" denkt man wohl unweigerlich an Franz Antels Erfolgsfilm von 1981, der drei immer unrealistischer werdende, zwangsoriginelle Fortsetzungen bekam.

Die erste Verfilmung des Theaterstückes wurde jedoch 1963 von Michael Kehlmann für's Fernsehen inszeniert. Kehlmann, ein Kenner der österreichischen Seele und Geschichte, ein hervorragender Regisseur für "Menschenporträts", dürfte dem Stück seinen eigenen Stempel aufgesetzt haben. Der zweieinhalbstündige S/W-Film wurde ein großer Erfolg, geriet aber stark in Vergessenheit. Man kann davon ausgehen, dass der Film weniger urtümlich ist als Antels Version, die auf breite Unterhaltung ausgelegt ist und gefallen will(was legitim ist und auch gelungen ist). Bei Kehlmann kann man mit viel Naturalismus und ganz eigenem Humor rechnen, der eher schwarz-verschmitzt ist. Laut einem älteren Interview lag ihm viel daran, Autor Ulrich Bechers Definition des Stückes umzusetzen, der es als eine satirisch garnierte Schwejk-Geschichte zur NS-Zeit sah.

Die Besetzung wurde fast gänzlich aus dem Wiener Volkstheater rekrutiert und man setzte wohl mehr auf Charakterköpfe, denn auf große Namen. Als Karl Bockerer besetzte man Fritz Muliar, damals fast nur Theaterbesuchern ein Begriff und noch etwas vor seinem Fernsehdurchbruch als "Schwejk". Marianne Gerzner spielte seine Frau, der junge Heinz Trixner, den man heute aus vielen Unterhaltungsserien kennt, war als Sohn zu sehen. Der finstere Rollen leidenschaftlich liebende Walter Kohut durfte den schmierigen SS-Mann Gstettner spielen. Interessant an der Besetzung ist auch die Mitwirkung von Carl Merz als Rosenblatt; Merz arbeitete viel mit Helmut Qualtinger und schrieb mit ihm den legendären "Herr Karl". Ansonsten sind zumeist weniger bekannte Leute zu sehen (Johann Slenka, Franz Böheim, Walter Varndal, Michael Tellering, ua).

Diese Produktion, so verfügbar, würde gut ins Pidax-Programm passen, wo bereits einiges von Michael Kehlmann veröffentlicht wurde. Die Geschichte selbst ist zeitlos und im Grunde überregional. Vielleicht lässt sich mal was machen...

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