Rebellion der Gehenkten

Hier geht es um rare Einzelstücke oder auch Mehrteiler der Fernsehproduktion!
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Reiner
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Rebellion der Gehenkten

Beitrag von Reiner » 12.02.2012, 01:10

Nach der bereits erfolgten Veröffentlichung der Doku-Fiktion-Serie „Im Busch von Mexiko – Das Rätsel B. Traven“ sowie der frühen SR-Produktion „Der Banditendoktor“ bietet Pidax-Film mit dem TV-Dreiteiler „Rebellion der Gehenkten“ aus dem Jahr 1986 erneut Gelegenheit, sich dem Werk des rätselhaften B. Traven zu nähern. Der Autor mit der Kapitalismuskritik hat Meisterwerke wie „Der Schatz der Sierra Madre“ oder „Das Totenschiff“ geschaffen. Aus dem sogenannten „Caoba-Zyklus“, einer Reihe von Romanen, die im Kontext der Mexikanischen Revolution spielen, stammt „Die Rebellion der Gehenkten“. Unvergessen bleibt die mexikanische Verfilmung aus dem Jahr 1954 mit dem großen Star Pedro Armendáriz, bei der übrigens der aus Frankfurt stammende Alfredo B. Crevenna Regie führte. Mehr als dreißig Jahre später ist es Juan Luis Bunuel, der Sohn des berühmten Regisseurs, der für das deutsche Fernsehen das Geschehen erneut in Szene setzt. Der deutsche Autor Hans W. Geißendörfer erzählt auf der Grundlage von zwei weiteren Büchern aus dem „Caoba-Zyklus“ das Schicksal der gequälten Indios Anfang des 20. Jahrhunderts im Bundesstaat Chiapas (Mexiko), die sich von der Sklavenarbeit beim Mahagoniholzfällen befreien können und mutig zur Rebellion schreiten.
Im Gegensatz zu den 80 Minuten und bedrückenden Schwarzweiß-Bildern des Originals schildert die Fernsehproduktion, eine deutsch-französisch-mexikanische Zusammenarbeit mit Dreharbeiten in dem mittelamerikanischen Land, das Leid der Indios in dreimal 75-minütiger, farbenfroher Aufarbeitung. Das Leid der Ureinwohner wird eindringlich geschildert, wenn auch weniger extrem realistisch als das mexikanische Original. Obwohl in der Neuverfilmung eine Reihe gestandener Schauspieler aus Mexiko und auch Deutschland mitwirken, erreicht kein einziger das Niveau von Pedro Armendáriz. Am realistischsten agieren die Akteure aus Mexiko, die die Verzweiflung der Indios herüberbringen. Fernando Balzarettis in der Hauptrolle als Don Gabriel, der sich gewissenlos an der Misshandlung der Indios beteiligt, gelingt es aber nicht immer überzeugend aufzutreten. Zu bieder und klein kariert präsentiert er sich. Besser setzt sich da schon die Italienerin Elena Sofia Ricci in Szene, die eine ehemalige Hure und jetzige Ehefrau Don Gabriels spielt, die aber letztlich mit dem Abenteurer Rainer Schöne verschwindet. Günther Maria Halmer spielt – größtenteils überzeugend - den ausbeuterischen Don Ramon, der aber auch nicht bis zum Schluss der Geschichte durchhält. Groß angekündigt ist Uwe Ochsenknecht, der aber lediglich im zweiten Teil einen kurzen Auftritt hat. Dieser Kurzauftritt ist weder „Fisch noch Fleisch“. Zudem kommt Ochsenknecht als verführerischer Franzose kaum herüber. Ansonsten ist aus deutscher Sicht noch Hans Poseggas Musik erwähnenswert, die aber nicht so im Ohr bleibt wie seine Arbeiten zu „Der Seewolf“ oder „Lockruf des Goldes“. Aus dem letztgenannten Film hat er auch einen französischen Song in die Traven-Produktion übernommen.
Unterm Strich bekommt der Zuschauer eine aktualisierte Version der Traven-Geschichte mit bekannten TV-Gesichtern aus den beteiligten Ländern aufgetischt. Dazu ein bisschen Kapitalismuskritik und schöne Landschaften. Pidax gebührt das Verdienst, den gesuchten und soliden Traven-Mehrteiler der Öffentlichkeit in einer guten DVD-Umsetzung (allerdings ohne Extras) zugänglich gemacht zu haben. Filmerisch bevorzugt der Rezensent aber weiterhin das mexikanische Original mit dem unvergessenen Pedro Armendáriz. Trotzdem bleibt die Hoffnung, dass es Pidax gelingt, doch noch den TV-Zweiteiler „Die Baumwollpflücker“ aus dem Jahr 1970 ebenfalls auf DVD zu bringen.

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