Fernsehfilme von Rudolf Nussgruber (2)

Hier geht es um rare Einzelstücke oder auch Mehrteiler der Fernsehproduktion!
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Western5
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Fernsehfilme von Rudolf Nussgruber (2)

Beitrag von Western5 » 03.09.2025, 22:55

3) Der Schuft, der den Münchhausen schrieb (1979)

Kurz zum Inhalt: Im Mittelpunkt dieses Films steht die überaus schillernde Figur des Rudolph Erich Raspe (1736 - 1794), eines ruhelosen, ehrgeizigen und unersättlich neugierigen Geistes, der zu Recht als Universalgelehrter gelten kann. Er betätigte sich unter anderem als Altertumswissenschaftler, Schriftsteller, Bibliothekar, Zeitschriftenherausgeber, Archivar, Mineraloge, Bergbauingenieur etc.

Bekanntheit erlangte er auch im Zusammenhang mit den Lebensbeschreibungen des Freiherrn von Münchhausen. Dieser Freiherr von Münchhausen, der sog. Lügenbaron, pflegte auf seinem Schloss regelmäßig Freunde zu bewirten und im Stadium fortgeschrittener Geselligkeit die anwesende Gesellschaft mit zahlreichen Geschichten über vermeintliche Abenteuer zu Lande, zu Wasser und im Krieg zu ergötzen und zu unterhalten. Ein unbekannter Autor, höchstwahrscheinlich ein Teilnehmer dieser Zusammenkünfte, veröffentlichte einige dieser Anekdoten bzw. phantasievollen „Erlebnisse“ des Freiherren in einer Zeitschrift. Raspe nun übersetzte diese unzusammenhängenden Anekdoten ins Englische und brachte sie erst dabei in eine zusammenhängende Erzählreihenfolge. Dieser Text wurde dann wieder ins Deutsche rückübersetzt, so dass Raspe mit Recht als Schöpfer des Münchhausen-Mythos gelten kann.

So weit, so gut - Raspes Charakter hatte jedoch auch eine dunkle Seite. Da er bestrebt war, ein für seine Verhältnisse recht luxuriösen Lebensstil zu pflegen, befand er sich ständig in Geldnöten und versank schließlich in einem Schuldensumpf. Zuständig für das Münzkabinett des hessischen Landgrafen hinterzog er einige der ihm anvertrauten Kostbarkeiten. Vor seiner endgültigen Verhaftung setzte er sich nach England ab, wo er bis an sein Lebensende blieb. Auch hier verfolgte er zahlreiche Projekte und auch hier wurden ihm wiederum Betrügereien und Hinterhältigkeiten vorgeworfen.

Ein Film über dieses schillernde Leben eines vielschichtigen, leicht halbseidenen Abenteurers, Filous und Scharlatans muss doch interessant sein.

4) Ein Mann namens Parvus (1984)

Auch dieser Film beschäftigt sich mit einer heutzutage weniger bekannten Persönlichkeit, die aber in einer bestimmten historischen Situation einen nicht zu unterschätzenden Einfluss ausübte, einer schillernden Figur, die ein Wanderer zwischen den Welten war und keiner wirklich zugehörte, hochbegabt, ruhelos, ehrgeizig, berechnend, überaus geschäftstüchtig und gleichzeitig idealistisch, von ihrer Umgebung mit Argwohn betrachtet.

Kurz zum Inhalt: Alexander Parvus (ein Pseudonym) wird 1867 im Zarenreich im heutigen Weißrussland als Sohn jüdischer Eltern geboren. Früh kommt er in Kontakt mit revolutionärem Gedankengut, geht dann in die Schweiz, um dort zu studieren, kehrt nach Russland zurück, hat dort Kontakt zu Revolutionären, erregt den Verdacht der zaristischen Geheimpolizei, reist wieder in die Schweiz, um dort in Volkswirtschaft zu promovieren.

Er siedelt schließlich nach Deutschland über (1891) und beginnt sich dort für die Sozialdemokratische Partei zu engagieren und als Journalist für sozialdemokratische Presseorgane zu arbeiten. Hiermit wurde er zu einem der führenden Denker der SPD, hielt aber gleichzeitig immer Kontakt zu russischen Revolutionären.

In München arbeitet er mit Lenin und Trotzki zusammen, die dort im Exil waren, nimmt an einem letztlich fehlgeschlagenen Aufstand in St. Petersburg teil, muss wieder nach Deutschland fliehen, wird dort des Betrugs verdächtigt, was ihn in der linken Szenen faktisch zu einem Aussätzigen macht.

Er geht daraufhin in die Türkei, wird zum wirtschaftlichen Berater Kemal Atatürks, betätigt sich gleichzeitig als Waffenhändler und häuft dadurch ein Vermögen an.

Als der 1. Weltkrieg ausbricht, sucht er Kontakt zur deutschen Botschaft und organisiert schließlich zusammen mit dem deutschen Geheimdienst Lenins illegale Einreise nach Russland in einem versiegelten Eisenbahnwaggon von Basel durch Deutschland, um das zaristische Russland, den deutschen Kriegsgegner, zu schwächen. Mit dieser Tat beeinflusst er nachhaltig den Gang der Weltgeschichte.

Ein wechselhafteres Leben lässt sich kaum vorstellen, der diesbezügliche Film sollte höchst faszinierend sein.

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